Die Kulturwissenschaftlerin und Kuratorin Daphne Dragona spricht über gemeinschaftliche Netzwerksysteme und welche Rolle die Kunst in deren Entwicklung spielen kann.
Die Praktiken des Commoning sind motiviert von einem Gespür für neue Möglichkeiten und dem Wunsch, bestehenden Asymmetrien der Macht entgegen zu wirken. Im Falle von Netzinfrastrukturen beziehen sich Asymmetrien in der Regel auf Fragen des Zugangs, der Überwachung sowie der Kommerzialisierung der zirkulierenden Informationen. Aus dem Bestreben, den Strukturen der herrschenden privaten Kommunikationssysteme entgegenzuwirken, sind in den letzten zwei Jahrzehnten unterschiedliche Beispiele alternativer Vernetzung entstanden. Initiiert und aufgebaut von Künstler_innen, Aktivist_innen und anderen Praktiker_innen, manifestieren diese Infrastrukturen den Wunsch nach zugänglichen, von Nutzer_innen getragenen und gesteuerten Systemen, die den Bedürfnissen der verschiedenen Regionen, Gemeinschaften und User_innen gerecht werden.
Was können wir heute aus der jüngeren Geschichte des alternativen und radikalen Networking lernen? Welches sind die Versprechungen und Herausforderungen von gemeinschaftlichen Infrastrukturen in Zeiten zunehmender sozialpolitischer Spaltung und Konflikte? Wann muss das Commoning neu thematisiert werden und welche Formen des Lernens und Handelns könnten hilfreich sein? Anhand von Beispielen aus der Kunst wird in dieser Präsentation untersucht, wie Poetik und das Imaginäre von Gegeninfrastrukturen dazu beitragen können, die Art und Weise, wie wir uns zueinander und zur Welt selbst verhalten, neu zu entwerfen.
Daphne Dragona ist eine in Berlin lebende Theoretikerin und Kuratorin. Seit 2015 ist sie Teil des kuratorischen Teams des transmediale Festivals. Sie hat mit verschiedenen Institutionen für Ausstellungen, Konferenzen, Workshops und andere Anlässe zusammengearbeitet. Dragona arbeitet seit 2009 auf dem Gebiet der digitalen und städtischen Gemeingüter, ihre kuratorische Arbeit umfasst Esse Nosse Posse: Common Wealth for Common People (EMST 2009), Mapping the Commons, Athen (EMST 2010), Off-the-Cloud Zone (transmediale, 2016) und “…. An Archaeology of Silence in the Digital Age”, Einzelausstellung von Christoph Wachter und Mathias Jud (Aksioma, 2017). Sie promovierte an der Fakultät für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Athen.
Der Vortrag findet im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen dem HeK und dem Forschungsprojekt Creating Commons des Institute for Contemporary Art Research (IFCAR) der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) statt. Das Forschungsprojekt Creating Commons untersucht exemplarische Projekte, die sowohl als symbolische künstlerische Projekte als auch als operative Infrastrukturen neue Modelle des freien Zugangs und Nutzung kultureller Ressourcen entwickeln.
Der Vortrag ist auf englisch.